Fast alle Fahrzeughersteller drehen dem Markt der Vans den Rücken, obwohl es bei Familien mit mehr als zwei Kindern eine stabile Nachfrage danach gibt. Welche Fahrzeugmodelle sich für Familien als Alternativen zum Van eignen und wo der Trend der Autobauer hingeht, fassen wir in diesem Artikel zusammen.
Man nennt sie Multi Purpose Vehicles (MPVs), Großraumlimousinen oder einfach Vans mit fünf bis sieben Sitzen. Bis vor wenigen Jahren gab es hiervon eine große Auswahl. Ob BMW, Citroen, Chevrolet, Dacia, Ford, Lancia, Opel, Peugeot, Renault, Seat, Toyota oder VW: Alle Hersteller hatten mindestens ein Van-Modell im Angebot. Heute sind hiervon nur noch wenige Modelle auf dem Markt und es ist abzusehen, dass die Vielfalt weiter schrumpft. Begründet wird dies mit der sinkenden Nachfrage. Dass diese Nachfrage aber eigentlich inzwischen recht stabil bleibt, haben wir in unserem Artikel über den VW Sharan gezeigt.
Dies scheint die meisten Autohersteller jedoch nur wenig zu interessieren. Der weiter wachsende Markt der Crossover und SUV ist einfach viel attraktiver, auch wenn diese Fahrzeuge in der Mehrheit die Erwartungen der Kernzielgruppe für Vans nicht erfüllen können.
Die Folge: Innovationen gehen am Segment der MPVs vorbei. Hersteller, wie zum Beispiel VW belassen ihre bestehenden Modelle noch so lange am Markt, bis die Nachfrage noch weiter gesunken ist und damit das Argument des schrumpfenden Marktes bestätigt wurde. Dabei wird vernachlässigt, dass man mit neuen Modellen die Nachfrage wieder ankurbeln könnte. Andere Hersteller lassen ihre bestehenden Modelle in ein anderes Segment wandern. Beispiel hierfür ist der Opel Zafira, der sich vom MPV zum Kleintransporter entwickelte.
Nur wenige Hersteller, wie Ford mit dem Galaxy und S-Max investieren noch einmal in dieses Segment und bringen als Neuerung Hybridmodelle auf den Markt.[1]
Als Familien mit mehr als zwei Kindern steht man daher vermehrt vor der Wahl: Kauft man ein Auto, das eigentlich schon nicht mehr Stand der Technik ist oder wechselt man in eines der anderen Fahrzeugsegmente?
Familienautos: Welche Alternativen zum Van gibt es? Nach welchen Fahrzeugtypen sollten sich Familien mit mehr als zwei Kindern umsehen?
Unsere Marktanalyse für unseren Familienauto-Berater hat gezeigt, dass es im Wesentlichen drei Fahrzeugtypen gibt, die als Alternative für Familien mit mehr als zwei Kindern in Frage kommen: SUVs, Hochdachkombis und die Personenvariante von Kleintransportern.
Wir stellen die Vor- und Nachteile der drei Fahrzeugtypen für Familien mit drei oder mehr Kindern zusammen und bewerten, ob diese jeweils valide Alternativen zum Van sein können.
SUV – Alternativen zum Van für das Familienauto?
Sport Utility Vehicles, abgekürzt SUV, sind für den Personentransport konzipiert. Damit liegt der Fokus auf Design, Komfort, Bequemlichkeit bis hin zum luxuriösem Vorwärtskommen. Auch wenn sie über mehr Bodenfreiheit verfügen, so ist die Geländetauglichkeit in der Regel eher zweitrangig.
Typische Vertreter: Audi Q7, Hyundai Santa Fe, Kia Sorento, Land Rover Discovery Sport, Mercedes-Benz GLB, Seat Tarraco, Skoda Kodiaq, SsangYong Rexton MY20, Volvo XC90, VW Tiguan Allspace, VW Touareg
Vorteile:
- Mehr Bodenfreiheit, erhöhtes Fahren, bessere Übersicht, bequemer Zustieg
- Große Konkurrenz zwischen den Herstellern. Daher gutes Angebot und moderne Technik
- Mehr Blech bedeutet bei Unfällen – zumindest in der Theorie – auch eine größere Knautschzone und damit ein besseres Sicherheitsgefühl
- Ein SUV gilt auch als Statussymbol. Höher und größer wirkt nobler.
Nachteile:
- Höherer Preis als das „normale“ Vergleichsmodell.[2]
- Relativ hoher Verbrauch aufgrund des hohen Gewichts und der großer Stirnflächen
- Höhere laufende Kosten, wie Steuern, Versicherung und Verschleißteile (insbesondere Reifen und Bremsen)
- Die Größe der Karosserie setzt sich leider innen nicht weiter fort. So bieten die SUV-Modelle innen nicht mehr Platz als das klassische Gegenstück. Insbesondere in der zweiten Reihe bietet der Mittelsitz oft keinen Platz für einen Kindersitz.
- Die Parkplatzsuche ist aufgrund der Größe des Fahrzeugs schwieriger. Auch in Parkhäusern passen SUVs oftmals nicht mehr in die normalen Parkfelder hinein. Ein Aussteigen ist dann nur noch sehr schwer möglich.
Hochdachkombis – Alternativen zum Van für das Familienauto?
Hochdachkombis für den Personentransport haben in aller Regel ihren Ursprung im Nutzfahrzeugsegment. Damit ist der Personentransport in Reihe 2 und 3 eher ein Zusatznutzen für den sie mehr oder weniger gut geeignet sind.
Typische Vertreter: Citroen Berlingo, Opel Combo Life, Peugeot Rifter, VW Caddy
Vorteile:
- Hochdachkombis gibt es oft in unterschiedlichen Längen. Damit lassen sie sich sehr individuell auf die eigenen Platzbedürfnisse anpassen.
- Sie sind kompakter als Kleintransporter. Damit ist die Parkplatzsuche einfacher.
- In aller Regel verfügen sie über Schiebetüren. Das macht das Ein- und Aussteigen auch in engen Parklücken zum Kinderspiel.
- Der Verbrauch ist niedriger als bei Kleintransportern.
Nachteile:
- Sie stammen meist aus dem Nutzfahrzeug-Segment und sind daher nicht so komfortabel wie Fahrzeuge, die für den Personentransport entworfen wurden. Beispiele hierfür ist die Starrachse mit Blattfedern (erst ab dem neuen Modell 2020 mit Schraubenfedern) an der Hinterachse des VW Caddy oder die eher günstigere Verkleidung (Hartplastik) des Innenraums ab Reihe 2 bei anderen Hochdachkombis.
- Der visuelle Eindruck ist sicherlich Geschmackssache.
- Aufgrund der Proportionen ist die Seitenwindanfälligkeit bei diesem Fahrzeugtyp höher.
Kleintransporter – Alternativen zum Van für das Familienauto?
Der Begriff „Van“ lässt sich mit „Kleintransporter“ übersetzen. Dennoch sind die klassischen Vans oder MPVs von Hause aus als Personenwagen konzipiert. Federung und Ausstattung sind somit komfortabler als bei einem Nutzfahrzeug. Kleintransporter, die wir hier betrachten, kommen jedoch eher aus dem Nutzfahrzeugsegment.
Typische Vertreter: Citroen SpaceTourer, Ford Tourneo, Mercedes-Benz V-Klasse, Nissan e-NV200, Opel Zafira Life, Peugeot Traveller, Toyota Proace Verso, VW Multivan
Vorteile:
- Kleintransporter verfügen in der Regel über sehr viel Platz.
- Je nach Modell lassen sich die Sitze leicht herausnehmen. Das ist ideal für die Urlaubsfahrt, da man unnötigen Ballast zuhause lassen kann.
- Bei der Bestellung kann man zwischen verschiedenen Sitzkonfigurationen (z.B. 2-2-2 bis 3-3-3) wählen.
- In der Regel verfügen sie über Schiebetüren. Dies erleichtert das Ein- und Aussteigen der Fahrgäste in Reihe 2 und 3 auch bei engen Parklücken.
Nachteile:
- Je nach Modell gibt es aufgrund der Länge oder Höhe Einschränkungen bei der Alltagstauglichkeit (z. B. Parkplatzsuche oder Deckenhöhe von Parkhäusern)
- Auch diese Fahrzeuge entstammen meist dem Nutzfahrzeug-Segment, was Komforteinbußen nach sich zieht.
- Der Verbrauch ist aufgrund der äußeren Form relativ hoch.
Wo geht der Trend der Fahrzeughersteller hin?
In allen drei Segmenten ist die Auswahl inzwischen sehr groß und wächst weiter. Im Markt der SUVs steht aktuell eine große Reihe an Facelifts an. Bei den Hochdachkombis steht unter anderem der neue VW Caddy in den Startlöchern. Bei den Kleintransportern sind in Kürze immer mehr elektrische Varianten verfügbar. Der Nissan e-NV200 EVALIA hat hier den Anfang gemacht. Aber auch der Opel Zafira e-Life wurde bereits angekündigt und VW hat den Bulli-Nachfolger ID. BUZZ für 2022 angekündigt.
Update: Inzwischen wurde der ID. Buzz vorgestellt. Lesen Sie in unserem Beitrag, wie wir den ID. Buzz als Familienauto einschätzen.
Man sieht: Bei diesem Fahrzeugtypen tut sich viel und die Innovation geht weiter.
Welches ist der beste Fahrzeugtyp für Familien mit mehr als zwei Kindern?
Der Entscheid fällt nicht leicht, da alle drei Fahrzeugtypen ihre Vor- und Nachteile haben. Hochdachkombis und Kleintransporter haben zudem gemeinsam, dass sie visuell eher als Personentransporter daherkommen. „Sexy“ sind sie nicht.
Je nach individueller Situation wird man sich – wohl eher gezwungenermaßen – für einen der drei Typen entscheiden. Wer in der Stadt wohnt greift eher zum Hochdachkombi, da man hiermit einfacher einen Parkplatz findet. Wer auf dem Land wohnt wohl eher zum SUV. Familien, die gerne Freunde mitnehmen oder mit dem Auto in die Ferien fahren, werden eher zum Kleintransporter greifen.
Nur die MPVs haben das Beste aus allen drei Welten verbunden. Da kommt abschließend unweigerlich wieder die Frage auf: Nimmt man noch einmal ein Fahrzeug mit alter Technik oder geht man andere Kompromisse ein? Leider, so muss wohl man sagen, hat sich diese Frage aufgrund des immer geringer werdenden Angebots, wohl bald selbst geklärt.
SUV, Hochdachkombi oder Kleintransporter als Alternativen zum Van? Was ist Ihre Meinung?
Was ist Ihre Meinung zu den Alternativen zum Van? Schreiben Sie uns gerne einen Kommentar.
Bildquelle auf dieser Seite: Toa Heftiba/Unsplash (Bild 1). Verwendet mit freundlicher Genehmigung.
Disclaimer: Wir haben uns wie immer sehr viel Mühe bei der Zusammenstellung dieses Artikels gegeben. Dennoch übernehmen wir für die Korrektheit und Aktualität der Informationen keine Gewähr.
Erstveröffentlichung: 27.09.2020
Letztes Update: 17.03.2022
Einzelnachweise
- Motorsport Total: „Ford S-Max Hybrid und Galaxy Hybrid: Neuer Vollhybrid mit 200 PS“ https://www.motorsport-total.com/auto/news/ford-s-max-hybrid-und-galaxy-hybrid-neuer-vollhybrid-mit-200-ps-20020801 (abgerufen am 06.09.2020)
- ADAC: „Test: SUV oder Standardmodell“ https://www.adac.de/rund-ums-fahrzeug/auto-kaufen-verkaufen/kauftipps/suv-standardmodell-vergleich/ (abgerufen am 06.09.2020)
Ein hervorragender Artikel. Er fasst exakt die Probleme bei unserer Suche nach einem Nachfolger für unseren Sharan zusammen. Dem kann ich nichts hinzufügen.
Vielen Dank für das Kompliment. Das freut uns sehr.